Am 27. Januar 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, wurde im Jüdischen Museum Berlin über das Thema "Erziehung nach Auschwitz" diskutiert.
Seit Ende der 90. Jahre wird in Deutschland verstärkt gefordert, Lernen über den Nationalsozialismus „anders“ zu konzipieren, um auch „Migrantenkinder“ zu „erreichen“ und sie so zu „integrieren“. In ihrer Dissertation nimmt Rosa Fava Ausgangspunkte, Themenstellungen und
Bildervorräte dieses pädagogischen Diskurses kritisch unter die Lupe.
Dabei kommen eine Reihe fragwürdiger Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft über „Migranten“ zum Vorschein: Das Sprechen über die Erinnerung an den Nationalsozialismus in der Einwanderungsgesellschaft wird dabei mit gesellschaftlichen Diskursen über MigrantInnen und mit politischen Haltungen zur Einwanderung verknüpft und „Migranten“ primär als Gegenbild zu „Deutschen“ konzipiert. Zentrales Merkmal dieser Konzeption ist das scheinbare Fehlen eines Bezugs zum Nationalsozialismus auf der Seite der MigrantInnen im Gegensatz zum vermeintlich stets vorhandenen familienbiografischen Bezug auf deutscher Seite. Im pädagogischen Diskurs über MigrantInnen in der Einwanderungsgesellschaft wird auf diese Weise das in Deutschland verbreitete Selbstverständnis als „Aufarbeitungsgemeinschaft“ aktualisiert. Dr. Rosa Fava arbeitet zurzeit im Jüdischen Museum Berlin und leitet das Projekt "Vielfalt in Schulen". Sie ist Lehrerin und Referentin für politische Bildung und war einige Jahre in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme tätig. Sie promovierte 2013 an der Universität Hamburg.